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Einsätze

Explosion Biolabor an der Hochschule Cobug – K-Schutz Vollübung 2016

Ein Bericht von infranken.de

15138476_1224860684273744_1913187036977611938_o„Helft mir, helft mir!“ Eine junge Frau liegt reglos neben der Tür des Gebäudes 2 der Hochschule Coburg und fleht um Hilfe. Sie ist aschfahl im Gesicht und blutet aus mehreren -Wunden. Aus ihrem Bauch sind einige Organe gedrungen. „Helft mir, helft mir!“
Inzwischen sind die ersten Fahrzeuge der Coburger Feuerwehr eingetroffen. Kurz vor halb fünf an diesem trüben Samstag zucken Blaulichter durch den Novembernachmittag. Das Geschehen wird übertönt vom unablässigen Feueralarm der Hochschule, das an- und abschwellende Aufheulen der Sirene frisst sich ins Gehör.

Elf Tote, 27 Verletzte

In den nächsten Stunden werden immer mehr Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn eintreffen. 27 Verletzte und elf Tote sind das traurige Ergebnis und ein immenser Sachschaden.

Es ist „nur“ eine Übung. Alle sieben oder acht Jahre veranstaltet der Katastrophenschutz der Stadt Coburg eine solche Übung. Trainiert und optimiert werden soll damit das Zusammenwirken der verschieden Rettungs- und Hilfsorganisationen. Mehr als 300 Einsatzkräfte sind an diesem Tag unterwegs.

Das Übungsszenario

Angenommen wird eine schwere Explosion in einem Bio-Labor. So etwas gibt es tatsächlich nicht in der Hochschule an der Friedrich-Streib-Straße. Dabei soll es15196065_1224860004273812_6701627227365379522_o etwa zehn Tote sowie 70 leicht- und schwerverletzte Menschen geben. Die gewaltige Explosion, so sieht es das Drehbuch der Übung vor, hat Teile des Gebäudes zum Einsturz gebracht. Weiterhin besteht die Gefahr, dass gefährliche Krankheitserreger aus dem Labor ausgetreten sind. Dazu werden nach und nach alle in Coburg stationierten Rettungskräfte – alle Feuerwehren (auch Creidlitz), das Technische Hilfswerk, Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund, Katastrophenschutz, Polizei und Krisenintervention an den Unglücksort gerufen.

Auch aus dem Landkreis Coburg sowie dem benachbarten Haßberge-Kreis und dem Kreis Sonneberg kommen Retter. Allein 130 Mitglieder von verschiedenen Feuerwehren sind im Einsatz. Die Wehr aus dem Haßberge-Kreis und die Coburger Wehr reinigt biologisch kontaminierte Einsatzkräfte und Opfer. Mitglieder von Jugendfeuerwehren und Studierende sind mit Kunstblut und Schminke zu Verwundeten gemacht worden.

15235410_1224860390940440_6403440712593129529_oNebelmaschine im Einsatz

Um 16.20 Uhr setzt Ingolf Stökl, Stadtbrandrat und Kommandant der Coburger Feuerwehr, die Nebelmaschine im Inneren des Gebäudes 2 in Gang. Wenige Minuten später schickt der Hausalarm den durchdringenden Signalton hinaus und automatisch wird die Feuerwehr alarmiert. Nach und nach treffen die anderen Retter ein. In der Sonneberger Straße abseits der Hochschule stehen die Feuerwehr-Wagen in langer Reihe in Bereitschaft.
Martin Schmidt und Sebastian Blasczyk vom Roten Kreuz aus Kronach sind schon am Einsatzort. Die beiden fungieren als Schiedsrichter und werden der Einsatzleitung auf die Finger schauen. Ihr besonderes Augenmerk wird den Rettungssanitätern gelten. Auch Mathias Nüchterlein, Kreisbrandinspektor des Landkreises Sonneberg hat eine lilafarbene Warnweste übergezogen. Damit sind die vielen „Schiedsrichter“ gekennzeichnet, die akribisch das Geschehen auf Formularen festhalten. Alles und jeder werden bei dieser Großübung beobachtet. Die Zeit scheint sich unendlich zu dehnen, bis die die junge Frau neben der Eingangstür geborgen ist.

An der Erschöpfungsgrenze

Die Rettungswagen transportieren ständig Menschen ab, auch ein Zelt zur Erstversorgung bauen die Rotkreuzler auf. Inzwischen haben sich die Atemschutzträger der Feuerwehr immer weiter in die Flure und Räume vorgearbeitet, haben Trümmer beseitigt und immer mehr Verwundete herausgebracht. Dabei gehen die Männer mit den Sauerstoffflaschen auf dem Rücken bis an die Erschöpfungsgrenze.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der ebenfalls alarmiert wurde, fasst das Geschehen so zusammen: „Natürlich gab es den einen oder anderen Fehler im Ablauf. Aber dafür werden solche Übungen auch veranstaltet, damit diese Fehler nicht mehr passieren.“

 

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